Wahnsinn, aber mit System - Wie ein interaktives Hörspiel entsteht (Teil 5)

Die Sprachaufnahmen

In Vorbereitung auf die Sprachaufnahmen habe ich in unserem Wohnzimmer eine Tonkabine gebaut. Natürlich kein Kleiderschrank mit Eierkartons, sondern doppelt verschalte Rigipswände mit 10cm Steinwolle zur Isolation dazwischen. Und, besonders wichtig, einem Fenster, das mir bei den Aufnahmen Sichtkontakt zu den Sprecher*innen ermöglichte. Die größte Herausforderung war, die Technik so zu organisieren, dass ich gleichzeitig als Tontechniker und als Dialogregisseur arbeiten konnte. Das ist eine ziemliche Konzentrationssache, und diejenigen, die mich dabei beobachtet haben, waren ziemlich beeindruckt. Wahrscheinlich unter anderem deswegen, weil ich sie komplett aus meiner Wahrnehmung ausgeblendet habe.

Es gibt zwei wichtige Dinge bei der Aufnahme: Die Sprecher*innen sollen sich wohl fühlen. Nur so können sie sich gut öffnen und die Emotionalität, die dem geschriebenen Text Leben einhaucht, erzeugen. Und wenn sie in einen kreativen Fluss kommen, muss man den möglichst aufrechterhalten und darf sie nicht durch technische Kinkerlitzchen rausreißen. Ich denke, dass ich beides ganz gut hinbekommen habe.

Neben den Hauptrollen gab es noch zahllose kleine Rollen zu besetzen. Die meisten Sprecher*innen dafür habe ich über Twitter akquiriert. Ich bin wahnsinnig dankbar für alle, die den Weg zu mir auf sich genommen haben, um teilweise nicht mehr als zwei Sätze ins Mikrofon zu sprechen. Es war ein unglaublich spannender Prozess, denn bei den meisten wusste ich nicht, wer mich da besuchen kommt und musste binnen der ersten paar Sätze, die man wechselte, entscheiden, welche Rolle denn passen könnte. Und es war immer wieder aufs Neue spannend, wie viel Emotion ich aus den einzelnen Laien herauskitzeln konnte.